Kopf-Hals-Position im Reitsport erneut im Zentrum wissenschaftlicher Diskussion
Expertenrunde in Warendorf plädiert für mehr Sensibilität im Trainingsalltag
12. Juli 2025 um 12:25Von n.ditter

In Warendorf trafen sich Fachleute aus Wissenschaft und Pferdesport, um über das Reiten mit tiefer Kopf-Hals-Position zu beraten. Ausgangspunkt war eine Metaanalyse zu den Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Pferdes, zu der die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) eingeladen hatte, wie pferd-aktuell.de berichtet.
Kritische Bewertung von Trainingssituationen am Bundesstützpunkt
Mehrere Pferd-Reiter-Paare wurden im Rahmen praktischer Vorführungen analysiert. Dabei ging es vor allem um die Frage, wann das Reiten hinter der Senkrechten noch als tierschutzkonform gilt – und wann nicht. Die Experten, darunter Dr. Andrew McLean, Dr. Kathrin Kienapfel und Prof. Dr. Uta König von Borstel, betonten die Wichtigkeit einer differenzierten Betrachtung der Trainingssituation.
Klare Abgrenzung zwischen Momentaufnahme und Dauerzustand
Die aktuelle Metaanalyse zeigt: Wird ein Pferd mit der Nase dauerhaft hinter der Senkrechten geritten, kann dies unter anderem die Atmung beeinträchtigen und das Sichtfeld einschränken. Kurzzeitige Phasen in dieser Haltung – etwa bei jungen Pferden in Ausbildung – seien jedoch nicht automatisch problematisch, sofern sie nicht durch starke Einwirkung des Reiters entstehen.
Schulung von Konfliktverhalten und bewusster Umgang mit Hilfen
Die Expertenrunde war sich einig, dass sowohl Reiter als auch Ausbilder und Richter besser darin geschult werden müssen, das Verhalten des Pferdes richtig zu deuten. Besonders das frühzeitige Erkennen von Anzeichen körperlicher oder psychischer Belastung sei entscheidend für pferdegerechtes Reiten.
Variabilität statt starre Haltung
Einen wichtigen Schwerpunkt bildete auch die Forderung nach mehr Abwechslung in der Ausbildung. Statt auf eine fixe Kopf-Hals-Position zu bestehen, sollte das Training vielfältig gestaltet und individuell an das Pferd angepasst werden. Dauerhafte tiefe Haltungen wurden dabei abgelehnt. Das Reiten soll dem Pferd ermöglichen, sich zu entspannen, die Verbindung zur Reiterhand selbst zu suchen und sich im Bewegungsablauf frei zu entfalten.
Blick auf das Gesamtbild statt Einzelaspekt
Neben der Haltung des Halses müsse auch der übrige Körper des Pferdes stärker berücksichtigt werden, so die Experten. Gerade Tiere mit besonderen anatomischen Voraussetzungen benötigen eine besonders abgestimmte Herangehensweise. Grundlegend sei, dass jede Haltung hinter der Senkrechten das Tierwohl einschränkt und deshalb kein Ziel im Training darstellen darf.
Ausweitung der Diskussion geplant
Die vorgestellten Pferde stammten aus dem Vielseitigkeitssport. Weitere Gesprächsrunden sollen sich künftig auch auf Dressur und Springen erstrecken, um disziplinübergreifende Erkenntnisse zu gewinnen. Im Mittelpunkt steht dabei weiterhin die Verbindung von Wissenschaft und Praxis im Sinne des Pferdes.
Foto: CMH.tv
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