Gesundheitsstatus junger Warmbluthengste erstmals im Fokus
Großangelegte Studie analysiert erstmals zentrale tierärztliche Befunde von 1655 Junghengsten aus 2018 bis 2020
30. Juli 2025 um 16:19Von s.wilhelm

Die gesundheitliche Verfassung junger Warmbluthengste, die künftig als gekörte Vererber die Zucht und den Pferdesport beeinflussen sollen, war bislang kaum dokumentiert. Die klinische Untersuchung ist jedoch ein zentraler Bestandteil im Zulassungsverfahren deutscher Warmbluthengste zur Zucht. Eine jetzt veröffentlichte Studie aus Hannover liefert erstmals systematisch aufbereitete Daten zur gesundheitlichen Verfassung der präsentierten Kandidaten.
Erste systematische Auswertung mithilfe zentraler Datenbank
Im Zeitraum von 2018 bis 2020 wurden insgesamt 1655 klinische Untersuchungsprotokolle von Junghengsten ausgewertet, die im Rahmen der Körungen bei allen deutschen Warmblutzuchtverbänden vorgestellt wurden. Die Informationen stammten aus der einheitlichen Gesundheitsdatenbank für Pferde, welche durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) unterstützt und seit 2014 verwendet wird. Ziel der Analyse war es, die Häufigkeit und Art gesundheitlicher Auffälligkeiten sowie mögliche Einflüsse wie Geburtszeitpunkt, Alter, Jahr der Vorstellung und die untersuchenden Tierärzte zu untersuchen.
Mehr als die Hälfte der Hengste mit mindestens einem Befund
Bei knapp der Hälfte der untersuchten Pferde (47,0 %) wurden keinerlei Auffälligkeiten dokumentiert. Von den verbleibenden Tieren mit klinischen Befunden (53,0 %) wiesen wiederum mehr als die Hälfte (51,9 %) nur eine einzige Auffälligkeit auf. Die am häufigsten dokumentierten Befunde betrafen Hautverletzungen, Umfangsvermehrungen an Gliedmaßen sowie Abweichungen an den Hoden.
Gliedmaßen und Haut am häufigsten betroffen
Auffälligkeiten des Bewegungsapparates standen mit 14,2 % an der Spitze. Besonders häufig betroffen waren dabei die Röhrbeine, oft in Form von Exostosen, meist an den Vorderbeinen. Auch leichte Fehlstellungen wie Zeheneng- oder -weitstand wurden in 5,9 % der Fälle beschrieben. Hautläsionen – zumeist kleinere Narben oder Verletzungen im Bereich der unteren Gliedmaßen – wurden bei 12,5 % der Junghengste festgestellt.
Genitale Befunde meist harmloser Natur
Die Beurteilung der äußeren Geschlechtsorgane ist fester Bestandteil der klinischen Untersuchung. In der Mehrheit der Fälle wurde die Hodengröße als unauffällig angegeben. Testikuläre Asymmetrien, Rotationen und weiche Konsistenz kamen nur selten vor (jeweils unter 3 %). Die Studienautoren betonen, dass solche Befunde zumeist keine klinische Relevanz für die Zucht hätten.
Atmungs- und Herzgeräusche in Einzelfällen
Respiratorische Geräusche wurden in 5,1 % der Fälle vermerkt. In den meisten dieser Fälle wurde daraufhin eine Endoskopie durchgeführt, bei der pharyngeale Lymphfollikelhyperplasie dominierte – ein häufiger Befund bei jungen Pferden. Herzgeräusche traten nur in 0,9 % der Untersuchungen auf. Derartige Befunde waren fast ausschließlich geringgradig.
Wenig Einfluss durch Alter oder Jahreszeit – aber Unterschiede zwischen Tierärzten
Statistisch signifikante Einflüsse des Geburtszeitpunkts oder des Alters auf die Häufigkeit klinischer Befunde waren selten. Dennoch zeigten sich bei einzelnen Merkmalen wie Atemgeräuschen, Hodengröße oder Gliedmaßenfehlstellungen Zusammenhänge mit dem Alter zum Zeitpunkt der Untersuchung. Auffällig war, dass sich die Häufigkeit bestimmter Befunde zwischen den untersuchenden Tierärzten deutlich unterschied – was auf unterschiedliche Bewertungskriterien oder Dokumentationspraktiken hindeutet.
Kritikpunkte und Perspektive für die Zukunft
Die Autoren verweisen auf die Homogenität der Studienpopulation: Nur rund 5 % aller Hengste eines Jahrgangs werden überhaupt zur Körung vorgestellt. Eine gezielte Vorselektion durch Züchter und Verbände dürfte dazu führen, dass klinisch auffällige Tiere gar nicht erst präsentiert werden. Zudem kritisiert die Studie eine teils uneinheitliche und unpräzise Dokumentation der Befunde durch die Untersucher.
Trotzdem bietet die Studie wertvolle Einblicke in die klinische Gesundheit zukünftiger Zuchthengste. Die Ergebnisse deuten auf eine insgesamt günstige gesundheitliche Ausgangslage hin. Die Autoren plädieren dafür, gesundheitliche Aspekte künftig stärker in züchterische Entscheidungen einzubeziehen – unterstützt durch eine systematische und standardisierte Erfassung von Gesundheitsdaten.
Die gesamte Studie kann hier eingesehen werden.
Foto: Pferdefotografie Lafrentz
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