Europameisterschaften der Springreiter: Ein Blick in die Geschichte deutscher Erfolge und Entwicklungen
Starke Tradition, starke Zukunft?: Deutschlands Rolle bei den Europameisterschaften im Springreiten
14. Juli 2025 um 15:59Von s.wilhelm
Die Longines FEI Europameisterschaften der Springreiter 2025 stehen vor der Tür und werden in dieser Woche in La Coruña stattfinden. Seit der ersten Austragung 1957 in Rotterdam haben sich die Europameisterschaften zu einem anerkannten Maßstab für Spitzenleistungen entwickelt. Alle zwei Jahre, in den Jahren zwischen den Olympischen Spielen und den Weltreiterspielen, messen sich die besten Reiter und Pferde der Welt.
Grund genug, um die Entwicklung und die Erfolge des deutscher Springreiter Revue passieren zu lassen.
Hans Günter Winkler und die Pionierjahre
1957 fiel der Startschuss der ersten Europameisterschaften der Springreiter in Rotterdam - allerdings erstmals noch nur in der Einzelwertung. Hans Günter Winkler wurde dort zum allerersten Mal Europameister im Springreiten mit seinem Pferd Sonnenglanz. Im kommenden Jahr wurde direkt die nächste Europameisterschaft ausgetragen, die Fritz Thiedemann mit seinem Meteor gewinnen konnte. Hans Günter Winkler und seine legendäre Halla sicherten sich den Bronzerang in der Einzelwertung. Jene frühen Jahre waren durchaus noch von vielen Diskussionen und Experimenten geprägt, etwa der Einführung des Pferdewechsels im Finalspringen. Winkler, der bereits zu dieser Zeit eine Schlüsselrolle im internationalen Reitsport spielte, war nicht nur ein herausragender Einzelreiter, sondern auch Mitgestalter der Entwicklung des Wettbewerbsformats.
Die Schockemöhle-Dynastie: Ein Symbol deutscher Springreitkunst
Alwin Schockemöhle etablierte sich in den 1970er Jahren schließlich als einer der herausragendsten deutschen Reiter. Obwohl er zwischen 1963 und 1973 wiederholt Silber- und Bronzemedaillen bei Europameisterschaften gewann, musste er gut 10 Jahre auf seinen ersten Titel warten: der 1975 in München endlich gelang. 1975 fiel auch der Startschuss für die erste Teamwertung, die in München zum ersten Mal das deutsche Team für sich entscheiden konnte. Alwin Schockemöhle, Hartwig Steenken, Sönke Sönksen und Hendrik Snoek bildeten damals die deutsche Equipe.
Die 1980er Jahre wurden dann von Paul Schockemöhle und seinem Deister dominiert. Schockemöhle holte mit Deister in den Jahren 1981, 1983 und 1985 die Goldmedaillen bei den Europameisterschaften. Somit gelang ihm bisher als einzigem Springreiter, drei Mal in Folge Gold in der Einzelwertung zu gewinnen!
Ludger Beerbaum: Ratina Z, Gladdys S und Goldfever
Nach jener "Schockemöhle-Dynastie" war Deutschland bis auf eine Silbermedaille 1991 für Franke Sloothak zum ersten Mal in der Geschichte der Europameisterschaften der Springreiter nicht mehr die dominierendste Nation. Ludger Beerbaum gelang es 1997 schließlich mit seiner Ratina Z Gold wieder erneut nach Deutschland zu holen. Mit Gladdys S wiederholte er 2001 jenen Erfolg im niederländischen Arnheim und war 2003 in Donaueschingen Teil des deutschen Podiums: Einzelgold ging an Christian Ahlmann mit Coster, Einzelsilber an Ludger Beerbaum mit Goldfever und Bronze an Marcus Ehning mit seinem For Pleasure.
Deutschland als dominierende Mannschaftskraft
Das deutsche Team hat im Laufe der Jahre eine beeindruckende Medaillenbilanz bei den Europameisterschaften erzielt und gehört zu den erfolgreichsten Nationen in der Geschichte des Wettbewerbs. Besonders hervorzuheben sind die Jahre 1997, 2003 und 2007, in denen Deutschland sowohl in der Einzel- als auch in der Teamwertung dominierten - und das bei einer Heim-EM in Mannheim (1997 und 2007) und Donaueschingen. 2021 in Riesenbeck konnte die deutsche Equipe bestehend aus André Thieme, Marcus Ehning, Christian Kukuk und David Will Mannschafts-Silber gewinnen. Das letzte Mal Team-Gold gab es 2011 in Madrid mit Marco Kutscher, Carsten-Otto Nagel, Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Ludger Beerbaum.
Medaillenspiegel des deutschen Teams:
- 1975: Gold in München
- 1977: Bronze in Wien
- 1979: Silber in Rotterdam
- 1981: Gold in München
- 1983: Bronze in Hickstead
- 1997: Gold in Mannheim
- 1999: Gold in Hickstead
- 2001: Bronze in Arnheim
- 2003: Gold in Donaueschingen
- 2005: Gold in San Patrignano
- 2007: Silber in Mannheim
- 2009: Bronze in Windsor
- 2011: Gold in Madrid
- 2013: Silber in Herning
- 2015: Silber in Aachen
- 2019: Silber in Rotterdam
- 2021: Silber in Riesenbeck
Einzelmedaillen deutscher Reiter:
- 1957: Hans Günter Winkler und Sonnenglanz Gold - in Rotterdam
- 1958: Fritz Thiedemann und Meteor – Gold, Hans Günter Winkler und Halla Silber - in Aachen
- 1959: Fritz Thiedemann und Halla Bronze - in Paris
- 1962: Hans Günter Winkler und Romanus Silber - in London
- 1963: Alwin Schockemöhle und Freiherr Silber - in Rom
- 1965: Hermann Schride und Dozent Gold, Alwin Schockemöhle und Exackt Bronze - in Aachen
- 1967: Alwin Schockemöhle und Pesgō Bronze - in Rotterdam
- 1969: Alwin Schockemöhle und Donald Silber, Hans Günter Winkler und Enigk Bronze - in Hickstead
- 1971: Hartwig Steenken und Simona Gold - in Aachen
- 1973: Alwin Schockemöhle und The Rabber Silber - in Hickstead
- 1975: Alwin Schockemöhle und Warwick Gold, Hartwig Steenken und Erle, Sönke Sönksen und Kwept Bronze - in München
- 1979: Gerd Wiltfang und Roman Gold, Paul Schockemöhle und Deister Silber - in Rotterdam
- 1981: Paul Schockemöhle und Deister Gold - in München
- 1983: Paul Schockemöhle und Deister Gold - in Hickstead
- 1985: Paul Schockemöhle und Deister Gold - in Dinard
- 1991: Franke Slotthak und Walzerkönig Silber - in La Baule
- 1997: Ludger Beerbaum und Ratina Z Gold - in Mannheim
- 2003: Christian Ahlmann und Coster Gold, Ludger Beerbaum und Goldfever Silber, Marcus Ehning und For Pleasure Bronze - in Donaueschingen
- 2005: Marco Kutscher und Montender Gold - in San Patrignano
- 2007: Meredith Michaels-Beerbaum und Shutterfly Gold, Ludger Beerbaum und Goldfever Bronze - in Mannheim
- 2009: Carsten-Otto Nagel und Corradina Silber - in Madrid
- 2015: Marcus Ehning – Gold in Aachen
- 2021: André Thieme und Chakaria Gold - in Riesenbeck
- 2023: Philipp Weishaupt und Zineday Silber - in Mailand
ClipMyHorse.TV überträgt selbstverständlich live aus La Coruña!
Foto: Pferdefotografie Lafrentz
Ähnliche Artikel
Daniel Deusser führt Rangliste der Preisgeldverdiener an
Im internationalen Springreiten ist der Erfolg nicht nur an der Anzahl der Siege, sondern auch am Preisgeld sichtbar. In den letzten zehn Jahren haben mehrere Reiter Millionen von Euro verdient, unterstützt von außergewöhnlichen Pferden, die ihre Karrieren prägten. Die Rangliste der zehn erfolgreichsten Reiter, basierend auf ihrem Preisgeld, wird von Daniel Deusser angeführt, wie spring-reiter.
Springenvor 17 StundenJohn Whitaker kehrt in die GCL zurück
John Whitaker feiert im Alter von 70 Jahren ein bemerkenswertes Comeback in der Global Champions League. Für das Team Valkenswaard United kehrt er an seine frühere Wirkungsstätte zurück. Anlass für den Wechsel ist der verletzungsbedingte Ausfall von Teamkollege Lorenzo de Luca.
Springenvor 18 StundenTHE HORSE SHOW präsentiert von Frederik de Backer und ClipMyHorse.TV
Frederik de Backer und ClipMyHorse.TV präsentieren stolz "The Horse Show" – eine brandneue englischsprachige, wöchentliche Sendung, die sich ganz dem Springsport widmet. Jede Woche wird der Sport etwas entschleunigt, damit Fans die spannendsten Momente des Wochenendes reflektieren, analysieren und feiern können.
Springenvor 23 Stunden
Neueste Nachrichten
Die besten 6-jährigen Dressurpferde der diesjährigen Qualifikationen zum Bundeschampionat
In diesjährigen Qualifikationsprüfungen der 6-jährigen Dressurpferde zum Bundeschampionat gelang es 10 Pferden, sich mit einer Wertnote von 8,5 oder besser zu qualifizieren. Mit einer 8,86 führt Endorphin FRH diese Liste der besten 6-jährigen Dressurpferde der diesjährigen Qualifikationen.
Dressurvor 4 StundenGold für Heidemarie Dresing bei der Para-Dressur-EM
Heidemarie Dresing hat bei den Para-Dressur Europameisterschaften in Ermelo Gold in der Einzelwertung von Grade II gewonnen. Mit ihrer Oldenburger Stute Poesie (Fürstenball x Kostolany) setzte sie sich souverän an die Spitze und verteidigte erfolgreich ihren Titel.
Verschiedenesvor 17 StundenPiaff-Förderpreis-Finale 2025 in Hagen am Teutoburger Wald
Das Piaff-Förderpreis-Finale 2025 wird erstmals im Rahmen der „Covalliero Dressage Days“ in Hagen am Teutoburger Wald ausgetragen. Ursprünglich war das Finale für das CHI Donaueschingen geplant, doch nach der kurzfristigen Absage dieser Veranstaltung hat der renommierte Wettkampf nun eine neue Heimat auf dem Hof Kasselmann gefunden, wie dressursport.kim berichtet.
Dressurvor 17 Stunden